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In der SAP-Fachpresse gibt es kaum ein Thema, das in den letzten Jahren so intensiv diskutiert wird wie das Wartungsende von SAP ERP 6. Wer? Wann? Wie? Die Fachpresse ist voll von Erklärungen, Tipps, Tricks und der Diskussion von Migrationspfaden. Aber wen betrifft eigentlich welches Datum und warum? Philipp von der Brüggen sprach mit Arne Schmidthals, Business Development Chief Expert bei SAP.
Ich weiß, dass sich die Fachpresse auf 2027 eingeschossen hat! Es gibt in diesem Zusammenhang aber drei Jahreszahlen, die eine Rolle spielen. Neben 2027 gibt es auch 2025 oder 2030. Zur klaren Einordnung. Für SAP ERP 6 mit Enhancement Packages 0-5 ist das Ende der Mainstream Maintenance der 31.12.2025. Alle, die dann noch diese Versionen nutzen, laufen automatisch in die „Customer Specific Maintenance“. Das bedeutet deutlich weniger Service. Konkret heißt das, keine HR- oder Legal-Changes und nur in begrenztem Umfang Security Changes. Kunden mit SAP ERP 6 und Enhancement Packages 0-5 gehen ab dem 31.12.2025 also ein deutlich erhöhtes Risiko ein, das ihre betriebswirtschaftlichen und legalen Anforderungen nicht mehr unterstützt werden.
Der 31.12.2027 ist das Ende der Mainstream Maintenance für SAP ERP 6 mit Enhancement Packages 6, 7 und 8. Für diese Versionen – und nur für diese – gibt es eine Extended Maintenance zu erwerben. Diese läuft dann am 31.12.2030 aus.
Das ist richtig. SAP ERP 6-Kunden mit Enhancement Packages 0-5 könnten auf Enhancement Packages 6-8 upgraden. Sollte das auch nicht reichen, können sie zusätzlich die Extended Maintenance erwerben. Damit kaufen sie sich Zeit bis zum 31.12.2030. Das macht in aller Regel aber wenig Sinn, denn auch diese Schritte kosten Zeit, Ressourcen und Geld, die dann nur in eine Übergangslösung investiert werden. Und es bleibt dabei, die Migration auf SAP S/4HANA ist unausweichlich. Man verschiebt nur das Problem mit großem Zusatzaufwand ohne wirklichen Nutzen, und die Migration auf SAP S/4HANA wird dadurch nicht kürzer. Unterm Strich macht man den ganzen Prozess nur komplexer, aufwendiger und teurer! Tatsächlich sind wir aber schon am Ende des Jahres 2024 angekommen. Da wird es bei einigen Unternehmen schon extrem eng, bis 31.12.2025 mit ihrem Migrationsprojekt fertig zu werden.
Der größte Block derjenigen, bei denen eine Transformation ansteht, ist SAP ERP 6 mit Enhancement Packages 6, 7 und 8. Wir sehen einen deutlichen Trend, dass die Anzahl der Kunden auf den niedrigeren Enhancement Packages (0-5) stark schmilzt. Und so sollte es ja auch sein! Es gibt aber auch einige Kunden, die sich Zeit kaufen und upgraden. Ein großer Teil der Kunden folgt gerade dem empfohlenen Schritt Richtung S/4HANA.
Das hat ganz verschiedene Gründe. Ich kenne Kunden, die verschiedene Systeme betreiben. Die wollen manche Systeme direkt konvertieren und parken andere Systeme erst mal. Andere haben das Ziel, alles zu konsolidieren und die alten Systeme irgendwann abzuschalten. Deswegen wollen sie erst mal einen großen Konsolidierungsschritt dazwischenschalten. Das sind beispielsweise Unternehmen, die ein neues System mit neuen Businessprozessen in verschiedenen Regionen einführen wollen. Daran sind dann auch sehr viele Parteien beteiligt! Leider ist das möglicherweise ein Zwei-bis-drei-Jahresprojekt. Dieser Weg braucht viel Zeit. Deswegen konsolidieren diese Unternehmen ihre Systeme erst mal auf dem aktuellsten Stand, um dann den Schritt zu SAP S/4HANA zu gehen!
Standardwartung ist die Mainstream Maintenance. Da wird alles angeboten, was man üblicherweise erwarten würde. Im Rahmen der Mainstream Maintenance gibt es neue Support Packages, Legal Changes, HR Changes, Security Changes, Bugfixes und Hinweise. Am Ende der Mainstream Maintenance geht die Software automatisch in die Customer Specific Maintenance über. Das ist die Phase, in der der Kunde Zugriff auf alle Hinweise, Tools und Support Packages hat. Aber die Möglichkeit, von der SAP eine Lösung für neue Softwarefehler zu erhalten, ist sehr begrenzt!
Was noch wichtig ist, zu erwähnen, ist, dass es in der Customer Specific Maintenance keine neuen Legal und HR Changes gibt und nur noch sehr begrenzt Security Changes. Wenn es also neue gesetzliche Anforderungen im Bereich Personalwesen gibt, so ist das dann in der Verantwortung des Kunden. Diese Situation sollten Kunden unbedingt vermeiden. Beispielsweise könnten Wirtschaftsprüfer das System dann nicht mehr testieren oder nur mit relevant zusätzlichem Aufwand!
Zum Schluss gibt es noch die Extended Maintenance. Die gibt es aber nur für ganz bestimmte Versionen, wie zum Beispiel SAP ERP 6 mit den Subscription Enhancement Packages 6-8. Extended Maintenance ist im On-Premises-Betrieb kostenpflichtig. Bei Kunden, die diese Version in der SAP-Cloud betreiben, ist das in der Subskription enthalten!
Ein erster Anlaufpunkt ist sicher die Product Availability Matrix auf der SAP-Webseite. Sie gibt einen ersten Überblick. Wenn es aber darum geht, diese verschiedenen Datenpunkte zusammenzubringen und ein Gesamtkonzept zu erarbeiten, dann ist ein vertrauensvoller Migrationspartner der beste Ansprechpartner, um individuelle Fragen zu beantworten. Aber auch das SAP Account Team ist jederzeit in der Lage, zu unterstützen.
Das ist einfach zu beantworten. Ganz klar in Richtung Cloud, mit den beiden Ausprägungen GROW und RISE. GROW with SAP beinhaltet das SAP S/4HANA Public-Cloud-Produkt und RISE with SAP das Private-Cloud-Produkt. Für Kunden, die heute schon ein SAP ERP im Einsatz haben, ist die Private Cloud der üblicherweise eingeschlagene Weg! Diesen Weg können Kunden mit einer Neuimplementierung per Greenfield-Methode oder per System Conversion bzw. Brownfield machen. Oder der Kunde nutzt die Möglichkeiten der Selective Data Transition, um komplexere Migrationen umzusetzen. Dazu gehört zum Beispiel das Zusammenführen von verschiedenen Systemen oder ein Carve-out bzw. Carve-in. Das sollten Kunden aber mit Partnern wie Natuvion machen, die diese Methode beherrschen und das schon zigfach bewiesen haben.
Die Public Cloud ist besonders attraktiv für Neukunden, die noch kein bestehendes SAP ERP-System im Einsatz haben. Es wird aber auch von Kunden genutzt, die sehr stark standardisieren wollen und bereit sind, ihre Prozesse neu zu definieren. Die Individualisierungsmöglichkeiten sind in der Public Cloud einfach eingeschränkt! Das ist aber die Voraussetzung, um den Weg in die Public Cloud zu gehen. Die einzige Migrationsmethode in die Public Cloud ist der Greenfield-Ansatz. Dieser stellt sicher, dass alle zur Verfügung stehenden Funktionalitäten bestmöglich genutzt werden können!
Für bestehende ERP-Kunden, die ihre Systeme über viele Jahre getunt haben, gibt es ganz praktische und vielfach auch psychologische Hürden. Denn diese Unternehmen müssten viele kleine und größere Individualisierungen gegen die angebotenen Prozesse ersetzen. Das setzt voraus, dass viele Sonderlocken nicht mehr weitergeführt werden.
SAP hat vor einiger Zeit ERP Private Cloud mit in ihr Angebot aufgenommen. Dieses Angebot wurde gerade deutlich erweitert. SAP bietet die ERP Private-Cloud-Lösung nicht nur für die SAP S/4HANA-Datenbank an, sondern auch für Microsoft SQL. Für einige Kunden ist damit der Weg frei, eine solche Konstellation vom On-Premises-Betrieb in die Private Cloud zu überführen. Das ist keine Alternative zu SAP S/4HANA, sondern ein erster Schritt in die Cloud. Das kann zum Beispiel dann sinnvoll sein, wenn ein neues Hardware Investment ansteht. Statt eine neue Hardware zu kaufen, können Kunden direkt den Schritt Richtung Cloud gehen und haben dennoch die Flexibilität, zu einem später frei wählbaren Zeitpunkt Richtung SAP S/4HANA Private Cloud weiterzugehen. Damit hat man diesen Kunden eine interessante Brücke gebaut.
Das heißt, wir haben jetzt auch die Möglichkeit, MS SQL-Kunden per einfachen Lift & Shift in die Private Cloud zu heben, ohne dass sie ein Upgrade auf ein höheres Enhancement Package machen müssen.
Da gibt es viele. Aber im Wartungskontext, über den wir ja gerade sprechen, ist für Kunden sicher interessant, dass für alle Cloud-Kunden mit SAP ERP 6 Enhancement 6 bis 8 die Extended Maintenance bis 2030 ohne Zusatzkosten enthalten ist.
Sollten sie auf Enhancement Package 0 bis 5 sein, so bleibt es auch in der Cloud dabei, dass die Mainstream Maintenance Ende 2025 ausläuft. Die Wartungszeiträume ändern sich also dadurch erst mal nicht.
Compatibility Scope sind die Funktionalitäten, die SAP zeitlich befristet von der ERP-Welt in die SAP S/4HANA-Welt mit übernommen hat. Das lag daran, dass, als SAP S/4HANA 2015 auf den Markt kam, manchmal die Nachfolgefunktionalität noch nicht zur Verfügung stand. Deswegen hat man diese Funktionen erst mal übernommen. Mittlerweile gibt es aber diese Funktionen auch in SAP S/4HANA. Diese zeitliche Befristung der Nutzungsrechte läuft Ende 2025 aus. Das heißt, dass Kunden, die bereits auf SAP S/4HANA sind und noch diese alten Compatibility-Scope-Funktionalitäten nutzen, bis Ende 2025 eine Nachfolgefunktionalität nutzen bzw. darauf umstellen müssen. In den meisten Fällen geht das sehr einfach. Es gibt aber auch einzelne Bereiche, wie Transportation Management, wo konzeptionell komplett neue Funktionalitäten entwickelt worden sind. Hier ist der Umstieg durchaus aufwendiger. Für Transportation Management, Customer Service (CS) und ausgewählte Funktionen im Bereicht Production Planning in Process Industry (PP-PI) hat SAP den Zeitraum deshalb bis Ende 2030 verlängert.
Erst mal nichts! Das Problem sind die vertraglich vereinbarten Nutzungsrechte. Technisch wird sich nichts tun, aber die Kunden haben keine vertraglichen Nutzungsrechte mehr. Sie dürfen es nicht mehr nutzen. Die Empfehlung der SAP ist, jetzt den Umstieg zu planen. Kunden, die jetzt migrieren, müssen das Thema Compatibility-Scope-Funktionalitäten gleich mit lösen. Das war natürlich bei Kunden, die die Migration vor drei Jahren gemacht haben, anders. Die konnten erst mal in Ruhe technisch migrieren und hatten dann die Zeit, das Thema Compatibility-Scope-Funktionalitäten zu lösen. Alle, die jetzt migrieren, müssen alles zusammen erledigen.
Arne, vielen Dank für das Gespräch! Ich denke, wir konnten etwas mehr Klarheit in das Thema Wartungsende bei SAP ERP bringen.
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